Chronisten der Einwanderungsgesellschaft                                                                                        17.2.2017

„Von Grenzen und Grenzverschiebungen“ heißt die neue Essener Anthologie. In ihr setzen sich Jugendliche mit und ohne Migrationsgeschichte in der Familie aus dem ganzen Ruhrgebiet damit auseinander, was Grenzen für sie bedeuten und wie sie damit umgehen. Am Freitag, den 17.2.2017, waren einige von ihnen beim Elternverband Ruhr und dem damit verbundenen Lehrerverband in Essen in der Gesamtschule Bockmühle zu Gast. Sie stellten ihre Texte vor, um mit den Anwesenden daüber ins Gespräch zu kommen. Unterstützt wurden sie dabei musikalisch von der Gruppe „MESK“. Gelesen haben Melda Alendar, Zeynep-Sude Altunbaş, Sena Arslan, Seyda Eren, Dilara Keles, Lina Kohestani und Kübra Uludogan.
Einer der Höhepunkte des Abends kam, als einer der Zuhörer danach fragte, worüber Jugendliche schreiben sollten, damit ihr Text gut wird! Über Dinge, die im Ausland passieren, oder über das, was sie unmittelbar betrifft? Das gab Diskussionsstoff, denn die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Alles, was Jugendliche erzählen, spiegelt ja auf irgendeine Weise das, was ihnen wichtig ist! Aber es muss natürlich auch beim Leser ankommen! Bahattin Gemici, selbst Schriftsteller, brachte es schließlich auf den Punkt. Er schlug vor, Schreibwerkstätten zu gründen, in denen die Teilnehmer über ihre Erfahrungen im Einwanderungsland Deutschland und in ihrer alten Heimat berichten. Das ist eine gute Idee! Eine sehr gute sogar! Die Schreiber können dann nämlich nicht nur das verarbeiten, was sie erlebt haben, sondern auch sehr persönlich zu Chronisten der Einwanderungsgesellschaft werden. Das könnte uns alle ein gutes Stück voranbringen!
Am Ende begeisterte Dilara Keles die Zuhörer mit ihrem Text Kapikule/Die türkisch-bulgarische Grenze. In ihm schildert sie, was türkisch-deutsche Menschen empfinden, wenn sie auf der Fahrt in die Türkei an der bulgarisch-türkische Grenze ankommen. Das passte. Was Jugendliche so alles in Bewegung setzen!
Dank gebührt den drei Musikern Meral Bektaş, Sinan Filinte und Kamuran Turan sowie Dr. Ali Sak, dem Vorsitzenden des Elternverbandes, und Celal Aydemir, dem Leiter des Lehrervereins, die die Veranstaltung so gewinnbringend moderierten! 

artur nickel       

Fotos von Celal Aydemi