Leseabend mit jungen Autor*innen beim Elternverband Ruhr in der Gesamtschule Bockmühle mit intensiven Gesprächen
Was für ein Abend!
Der Elternverband Ruhr aus Essen hatte für den 23. Mai 2025 nach Essen eingeladen. Jugendliche sollten ihre Texte vorstellen, die sie für die neue Essener Anthologie mit dem Titel „Zwischen meinen Stühlen“ geschrieben hatten. Seit 2009 gibt es diese Zusammenarbeit, und die Zuhörenden wurden nicht enttäuscht. Es wurde ein bewegender Abend!
Zuerst lasen Rojin Arslan, Sahra Sahmeran und Merve Çelik. Ihre Beiträge erstaunten, setzten sie sich doch ausgesprochen ernsthaft mit den Kriegen und den Problemen der Welt auseinander. Ist das nicht alles weit weg?, wurde gefragt. Nein, das ist es nicht. Die Jugendlichen werden damit nämlich direkt konfrontiert, besuchen doch Geflüchtete aus der Ukraine und Palästina oft genug die eigene Schule. Sie leben mit den Opfern und leiden daher auch mit ihnen. Und so manche Schule fängt das auf, indem sie ihnen Raum gibt, sich zu engagieren.
Dann präsentierten Rumeysa Çelik und Meltem Sak ihre Texte. Bei ihnen stellte sich die Frage, ob denn der Rassismus in unserer Gesellschaft gegenüber Zugewanderten nie aufhört. Und so mancher der Älteren erzählte von seinen Erfahrungen. Die Antwort gab die Moderatorin des Abends Hacer Akgün, Lehrerin am Grillo-Gymnasium in Gelsenkirchen: „Heute ist es anders. Heute sind es eher Verteilungskämpfe. Vorurteile gegenüber anderen werden gezielt eingesetzt, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Eine Reaktion, von der niemand frei ist und der man natürlich begegnen muss! Junge Migranten leisten heute oft sehr viel und wollen deshalb auch ein Stück vom Kuchen haben.“ Das leuchtete ein. Genauso der Vorschlag von Meltem Sak, man solle doch aus den beiden Stühlen, zwischen denen man sitzt, eine Bank bauen, um seine Identität zu finden! Ein Volltreffer, wenn man so will!
Zum Abschluss las Leni Lohkamp ihre Geschichte „Wenn sie Angst hat“. Esra Ali hatte sie ins Türkische übersetzt, und das war richtig gut. Denn damit erweiterte sich das Blickfeld. Der Text sorgte für Gänsehaut, wie es der Leiter des Elternverbands Ruhr Dr. Ali Sak spontan sagte. Ein authentischer Beitrag von einer unglaublichen Tiefe, der zeigt, wie sich Angst in Mut verwandeln kann! Was für ein schöner Abschluss!
Ein bewegender Abend, der nachklingt! Einer, der dazu einlädt, sich weiter mit den Texten der Jugendlichen in der neuen Essener Anthologie zu befassen! Zu dem die Musiker Güner Kılıç und Banu Yorulmaz einen wichtigen Betrag geleistet haben, indem sie die Zuhörenden zu Atem kommen ließen! „Danke für diesen besonderen Abend!“, sagte am Ende der Herausgeber der Essener Anthologien, der Autor und Literaturvermittler Artur Nickel.