2005 - Fremd und doch daheim?!
Das Buch
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- Hauptkategorie: Essener Jugendanthologien
Fremd und doch daheim?!
Kinder & Jugendliche zwischen den Kulturen.
Friederike Köster (Hg.)
Artur Nickel (Hg.)
Ein Lesebuch der Lernwelt Essen
Mit Texten von über 80 jugendlichen Migranten und bundesdeutschen Jugendlichen.
Geest-Verlag 2005, ISBN 3-937844-99-6, 10,00 Euro
Es war schon eine besondere Buchpremiere, die in den vergangenen Tagen in Essen stattfand. Fast alle jugendlichen Autoren des Buches waren gekommen und präsentierten ihre Texte, die um die Frage kreisten: "Wie fremd oder doch daheim fühlt ihr euch in eurer Stadt?" Mit den Autoren waren Eltern und Freunde gekommen. Sie waren stolz auf ihre Kinder, die ‚in der Fremde und doch daheim' ihre Texte formuliert hatten.
Initiatoren des Buches waren Friederike Köster von der Lernwelt Essen sowie Artur Nickel und der Geest-Verlag. Nicht über jugendliche Migranten und bundesdeutsche Jugendliche sollte geschrieben werden, vielmehr sollten die Jugendlichen selber schreiben, was sie bewegt und was ihnen wichtig ist..
Einen entsprechenden Schreibaufruf hatte die Essener Lernwelt gemeinsam mit dem Geest-Verlag zu Beginn des Jahres gestartet. Bewusst hatten die Herausgeber auf irgendwelche Preise als Anreiz verzichtet und dennoch - viele Texte kamen. Sie bewiesen, gleich welcher Herkunft und Nationalität, wie ungeheuer kreativ Jugendliche sein können und welch innere Stärke sie entwickeln, wenn sie sich ernst genommen fühlen.
Die Vielfalt der Texte überraschte die Herausgeber nicht weniger als die Inhalte.
"Ich sehe eine Brücke über einen Bach. Die Brücke ist schmal. Ich glaube, dass man sich festhalten muss, wenn man über sie geht. Sie verbindet die eine Seite mit der anderen, und der Bach ist kein Hindernis mehr."
(Rabih Semmo, 16 Jahre )
Jugendliche mit und ohne Migrantenhintergrund fühlen sich in gleichem Maße wohl und unwohl in ihrer Stadt. Entscheidendes Moment dabei ist, wie weit ihnen Menschlichkeit in der Form von Freunden und/oder Familie begegnet. Unüberhörbar ist, wie sehr sie darum ringen, trotz aller Schwierigkeiten und persönlichen Umbrüche wirklich akzeptiert und ernst genommen zu werden: Lasst uns unsere jeweilige Kultur ein Stück weit leben und aufeinander zugehen, so ist es in den Texten immer wieder zu lesen.
Das Buch ist mit seinem Erscheinen keinesfalls ein abgeschlossenes Projekt. Vielmehr wird an vielen Reaktionen deutlich, wie sehr die jugendlichen Mitschreiber dieses Medium als ein Forum für sich entdeckt haben, und wie notwendig solche Bücher für sie sind. Als das Buch in diesen Tagen auf der 5. Bonner Buchmesse Migration präsentiert wurde, ging eine Mitschreiberin an den Bücherstand . Sie nahm eines dieser Bücher in die Hand und erklärte: "Ich kann nicht an dem Buch einfach vorbeigehen. Es ist mein Buch!"
Und genau das soll es sein. Es ist die Einladung der Jugendlichen an die Erwachsenenwelt zu einem Dialog, wo auch immer es um ihre Belange geht: in der Verwaltung, der Politik, der Wirtschaft, den Schulen und in den Elternhäusern. Der Bedarf ist da.
Es ist nun die Sache der Erwachsenen das, was in dem Buch steht, anzunehmen und mit den Jugendlichen gemeinsam den Blick nach vorn zu richten. Davon hängt es letztlich ab, ob die Integration gelingt und ob Jugendliche ihren Platz in der Gesellschaft finden. Dann können Konfrontationen, wie sie sich in diesen Tagen in Frankreich zeigten, vermieden werden. Niemand sollte an solch einem Angebot vorbeigehen.