Eine interessante Veranstaltung war das am Mittwoch, den 18. Februar 2015, in Gelsenkirchen-Buer beim Deutsch-Türkischen Freundeskreis direkt in Blickweite von Zeche Hugo Schacht 2. Eine alte Hauptschule bildet das Domizil dieses Vereins dort, den es schon seit vierundzwanzig Jahren gibt. Eingeladen hatte Frau Oya Erken-Biesler vom Vorstand in Verbindung mit Herrn Celal Aydemir vom Elternverband und Lehrerverein Ruhr aus dem benachbarten Essen. Der Anlass war ein besonderer. Zum ersten Mal sollten deutsch-türkische Jugendliche die neue Essener Anthologie "Wie die Zeit vergeht" vorstellen und eigene deutsche und türkische Texte lesen, die sie verfasst hatten. Dazu sollte es türkische Volksmusik geben, auch von Jugendlichen dargeboten. Es war eine Premiere für den Deutsch-Türkischen Freundeskreis, eine mit Herzklopfen. Wer würde wohl zu solch einer Veranstaltung kommen? Wie viele Besucher würden es werden? Womit konnte man wohl rechnen?
Was dann geschah, war erstaunlich. Der Saal wurde voll und voller. Er wurde sogar so voll, dass mehrfach neue Stühle gestellt werden mussten, bis endlich die über 100 Besucher Platz fanden. Und das, obwohl gleichzeitig in der Nachbarschaft das Champions League-Spiel zwischen Schalke 04 und Real Madrid stattfand! Damit hatte niemand gerechnet. Schon gar nicht bei dieser Premiere.
Dass so viele Besucher die Jugendlichen hören wollten, hat einen Grund. Das zeigten schon die ersten Texte, die vorgestellt wurden. Die Jugendlichen haben nämlich etwas mitzuteilen. Und das hatte sich ganz offensichtlich herumgesprochen. Ihre Texte handeln von dem, was sie unmittelbar betrifft und was uns alle betrifft. Es ging um Vorurteile, um Freundschaft, um den Verlust von nahestehenden Menschen, darum, wie man seine Zeit am besten nutzt und anderes mehr. Die Zuhörer erstaunte das. Und so stellten sie immer wieder die Frage, warum die Jungautorinnen und -autoren so tiefgründige Themen aufgegriffen haben. Das hatten sie nicht erwartet, damit hatten sie nicht gerechnet.
Es war deutlich: Auch wenn die Pubertät bei so manchem Jugendlichen Purzelbäume schlägt, so wollen sie doch ernst genommen werden. Und dass sie das auch tatsächlich verdienen, belegen die Texte, die sie geschrieben haben. So wundert es nicht, dass dieser Abend in einem lang anhaltenden Applaus endete.
Dank gebührt vor allem Frau Erken-Biesler für die Organisation und Herrn Aydemir dafür, dass er die Jugendlichen so humorvoll und wohlwollend durch den Abend leitete! Eine Veranstaltung, die zum Zuhören einlud und die Mut macht! Sie sollte eine Fortsetzung finden!
Gelesen haben Zeynep Altunbas, Sena Arslan, Defne Batur, Zohal Falak,  Marie Hofmeister, Sude Özyurt, Beyza Sancar, Elif Sancar und  Ece Ülker. 

 


Andreas Klink, Artur Nickel (Hg.)
Wie die Zeit vergeht. Kinder und Jugendliche aus dem Ruhrgebiet erzählen
Geest-Verlag
Vechta 2014
342 Seiten
ISBN 978-3-86685-490-1
12,00 Euro

artur nickel