Premiere des neuen Buchs ‚ruhreinwärts verdichtet’ von Artur Nickel
am 16.09.2016 um 20.00 Uhr im Grend-Kulturzentrum in Essen
Westfalenstraße 311, 45276 Essen
musikalische Gestaltung: Nehrin Kurtov
Bilder: Susanne Bloch

Den Menschen in einer postindustriellen Gesellschaft wie dem Ruhrgebiet zu fassen, und zwar in seinem Verhältnis zu sich selbst, zur Natur, zu seinen Mitmenschen,  in seiner divergierenden Vielfalt und seinen gesellschaftlichen Bindungen, das ist das Anliegen von Artur Nickel.
Sein Unterfangen ist gewagt, hat doch das Ruhrgebiet über Jahrzehnte hinweg seinen eigenen Typus an Sprache und Menschen nach außen geprägt. Von der Grün, die Gruppe 61, der Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, die Bottroper Protokolle und viele andere stehen dafür. Der gesellschaftliche Wandel des Ruhrgebiets hat diese Literaturtradition mit ihren Inhalten jedoch vorläufig an Grenzen geführt. Neuere Versuche sie zu ‚erden‘, etwa mit Fährmanns Jugendliteratur, mit Popliteratur, mit regionalem Krimi oder neuer Lyrik, zeigen an, dass es heutzutage kaum mehr gelingt, die sich wandelnde Entwicklung angemessen literarisch zu greifen und in größere literarische Zusammenhänge einzuordnen. Das gilt in seiner Breite bisher auch für die Migranten und die Migrationsliteratur, obwohl es da sicherlich inzwischen eine Vielzahl von wichtigen Ansätzen gibt, die vorwärtsweisen. Wesentliche Teile der gesellschaftlichen Entwicklung im Ruhrgebiet werden aufgrund des voranschreitenden Wandels ganz offensichtlich heute nicht mehr angemessen literarisch wahrgenommen.
Der literarische Ansatz, den Artur Nickel vertritt, bietet nun die Hoffnung, dass sich hier eine Wende vollzieht. Die sich auflösende Einheit des Ruhrgebiets als Industriekultur beinhaltet für Artur Nickel, wenn wir ihn richtig verstehen, keinesfalls den Zerfall der Literatur an der Ruhr in unabhängige Teilelemente. Vielmehr formieren sich diese Elemente bei ihm zu einem neuen prozesshaften Ganzen.

Die Grafiken von Susanne Bloch in diesem Band, einer Künstlerin, die wie Artur Nickel im Ruhrgebiet beheimatet ist, korrespondieren mit den Gedichten. Dies gilt vor allem für ihre Farbgebung, ihre räumliche Komposition und die jeweilige Anordnung ihrer Bildelemente. Sie eröffnen damit ein sehr eigenes Zusammenspiel von Wort und Bild, das immer wieder überrascht und für den Betrachter neue Akzente setzt. Am Premierenabend wird die Künstlerin etwas zum Entstehen der Bilder sagen, es werden Bilder im Original zu sehen sein.

Nehrin Kurtov, ein türkisch-bulgarischer Klarinettist und Folkwang-Absolvent, begleitet den Abend. Er baut mit seiner Musik Klangbrücken und öffnet damit den Texten weitere Verstehensräume. Ein Wort-Ton-Dialog der besonderen Art im Grend-Kulturzentrum (Westfalenstraße 311, 45276 Essen) am 16.09. um 20.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Zu Rezensionszwecken übersenden wir Ihnen auf Anforderung gerne den neuen Band von Artur Nickel.

artur nickel
ruhreinw
ärts
verdichtet
mit grafiken von susanne bloch
Geest-Verlag 2016
ISBN 978-3-86685-574-8
Format 20,5 x 20,5 cm
120 S., 14,80 Euro




Alfred Büngen, Geest-Verlag (Vechta)