Carla Reemtsma (Fridays for Future) schreibt Vorwort für die 16. Essener Jugendanthologie 'Auf-BRUCH'
Liebe Autor*innen,
liebe Leser*innen,
wie großartig und bereichernd ist es, dass Jugendliche den Mut, die Weitsicht haben, das Wort zu ergreifen. Unabhängig davon, ob sie es auf den Straßen mit Pro-testschildern oder vor einem Blatt Papier mit dem Stift in der Hand tun – es kostet Kraft und eine große Portion Mut, seine Erfahrungen zu teilen, Wünsche zu arti-kulieren und andere an der eigenen Vision für eine andere Welt, eine andere Zukunft teilhaben zu lassen.
Seit fast zwei Jahrzehnten erscheinen die Essener An-thologien mit verschiedensten literarisierenden und literarischen Beiträgen aus dem Club der jungen Dichterinnen und Dichter. Sie sind geprägt von den Lebenswelten der jungen Autor*innen und von allem davon, was diese im Moment prägt. Sie sind ein Stück Zeitgeschichte und mehr, denn sie spiegeln die Brüche und Umbrüche wider, die großen und kleinen Fragen unserer Gesellschaft und unserer Zeit. Wer sie liest, sich auf die Stimmen der Autor*innen einlässt, kann für einen Augenblick, ein paar Seiten die Dinge mit einem klareren, unvoreingenommeneren Blick betrachten.
Wie oft wurde behauptet, „die Jugend von heute“ sei desinteressiert, faul und in sich gekehrt. Wie oft muss sie sich beweisen; zeigen, dass weder die Nutzung von Smartphones noch Deutschrap den viel beschworenen Sittenverfall bedeuten. Die Gedichte, Texte und Kurzge-schichten, die Sie gerade in den Händen halten, werden ihren Teil dazu beitragen, die Aufgeschlossenheit und den Weitblick junger Menschen in die Welt zu tragen. In Zeiten, in denen die politischen Entscheidungen und gesellschaftlichen Visionen zumeist von Menschen ge-troffen werden, die ihre Folgen nur noch in Bruchteilen erleben werden, sind die Einblicke in die Lebens- und Gedankenwelten derjenigen, die noch für Jahrzehnte unsere Gesellschaft prägen werden, unglaublich wertvoll.
Ich wünsche den Autor*innen für den neuen Band ein breites, aufgeschlossenes Publikum und dass euch eure Stimmen noch lange weitertragen können. Den Leser*innen wünsche ich viel Vergnügen bei der Lektüre und angeregte, im besten Fall Generationen übergrei-fende Gespräche darüber. Lassen Sie sich darauf ein!
Viele Grüße,
Carla Reemtsma
(Fridays For Future)
Im Oktober 2020