Presse (WAZ) berichtet über die Ausschreibung der neuen, 17. Ruhrgebietsanthologie für Jugendliche  - Thema: Punkt

 

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Schreiben gegen die Schranken der Pandemie: In der Essener Jugendbuchanthologie schildern junge Autoren ihre Lebenswelt und machen einen „Punkt“.

Sie haben vom Aufbruch in die Zukunft geschrieben, über das Fremdsein in der Heimat und die Launen des Glücks. Nun machen junge Autoren aus dem Ruhrgebiet einen Punkt. Ob es um Wendepunkte der eigenen Biografie geht oder um den Ausgangspunkt eines neuen Lebens-Kapitels, wird sich erst herausstellen. Fest steht auf jeden Fall: Die Essener Jugendbuchanthologie, die Beiträge von jungen Autoren zwischen zehn und 20 Jahren versammelt, wird auch in der 17. Auflage erscheinen. Bis Anfang August können die Ruhrgebiets-Schreiber an dem bundesweit einzigartigen Schreib- und Buchprojekt teilnehmen.

Besonderer Blick auf die Sichtweisen von Jugendlichen im Ruhrgebiet

Standpunkte, Fixpunkte, Fluchtpunkte: Das Thema der 17. Jugendbuchanthologie ist wie immer weit gefasst, um die Lebenswelten junger Menschen in der Region zu spiegeln. Ob sie denn unbedingt über Corona schreiben müsse, hat eine junge Autorin den Geest-Verlagschef Alfred Büngen unlängst noch am Telefon gefragt. Muss sie natürlich nicht. „Ziel der Reihe ist es, einen ganz besonderen Blick auf die Sichtweisen von Jugendlichen im Ruhrgebiet zu werfen“, erklärt Artur Nickel, der die Anthologie 2005 zunächst als Literaturprojekt für Jugendliche mit Migrationshintergrund ins Leben gerufen hatte. Als „Eintagsfliege“ gedacht, fand das Vorhaben des Deutschlehrers so viel Resonanz, dass inzwischen tausende Jugendliche ihre Geschichten zu Papier gebracht haben.

Das Thema Migration ist geblieben, doch im Laufe der Jahre sind viele neue Bereiche dazugekommen. Der Klimawandel und die Initiative der Fridays for Future-Bewegung beschäftigen die jungen Autoren genauso wie die Bedeutung von Religion und Auswirkungen der Digitalisierung. Vielfältig wie die Themen sind auch die Erzählformen und Sprachen. Die Übersetzungen ihrer Beiträge auf Englisch, Hindi, Spanisch und Türkisch haben die Jugendlichen in der 16. Anthologie „Auf-Bruch in meine Zukunft“ gleich mitgeliefert.

„Schreiben heißt auch gestalten“, sagt Herausgeber Artur Nickel

Für Herausgeber Artur Nickel ist das Schreiben dabei ein doppelter Prozess. „Man bleibt nicht stehen, sondern gewinnt auf der sprachlichen Ebene ein Stück Zukunft. Schreiben heißt auch gestalten“, sagt Nickel und staunt bei der Sichtung und dem Lektorieren der eingesendeten Texte immer wieder über den Mut und das sprachliche Vermögen, Ängste und Hoffnung auszudrücken, ganz persönliche Erfahrungen zu schildern und gesellschaftliche Visionen zu formulieren.

Begleitet wird das Schreibprojekt wie in jedem Jahr vom Kulturzentrum Grend und der Veranstaltungsreihe Literatürk. Das mehrsprachige Literaturfestival richtet den jungen Autoren für gewöhnlich eine Buchpräsentation mit öffentlicher Lesung aus. Die Wirkung dieses Auftritts sei enorm, weiß Büngen. „Die Jugendlichen kommen deutlich größer aus dem Saal heraus.“

Im vergangenen Jahr musste die Veranstaltung coronabedingt ausfallen, wie es in diesem Herbst weitergeht, ist ungewiss. Auch die Multiplikatoren wie Schulen, Kirchen, Jugendverbände und der Elternverband Ruhr, die das Literatur-Projekt sonst mit anschieben, sind während der Pandemie schwerer zu erreichen. Trotzdem hoffen die Organisatoren, dass die jungen Autoren im Ruhrgebiet ihren ganz persönlichen Punkt auch diesmal finden. Es darf wie immer eine literarische Punktlandung sein.