Zwischen meinen Stühlen! Die Jury hat getagt!

(Auf dem Foto von links Leni, Anna, Ecrin, Elanur und Sumeja)

Wie funktioniert eigentlich die Textauswahl bei den Essener Anthologien? Worauf kommt es an, wenn man Beiträge für ein Buch auswählt, für eine Anthologie? Worauf muss geachtet werden? Wie schafft man es, denen gerecht zu werden, die ihre Texte für solch ein Projekt eingesandt haben? Ecrin Baran, Elanur Yilmaz, Sumeja Durak, Anna Theresa Herrmanns und Leni Lohmann, selber schreibende Jugendliche, wollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, einmal in diese Arbeit einzutauchen. Sie wollten hinter de Kulissen schauen, wie so eine Auswahl funktioniert.
Es war eine intensive Arbeit. Zuerst galt es, sich der Kriterien zu versichern, die man anwenden wollte. Klar, die Beiträge sollten inhaltlich, sprachlich wie formal gut, in sich stimmig und vor allem interessant sein. Sie sollten verständlich sein, eine eigene Idee enthalten. So ging es weiter. Ganz wichtig war es den Jurymitgliedern: die Leserinnen und Leser sollten etwas spüren, wenn sie sich mit dem Text auseinandersetzten. Da stimmten alle überein. Ja, und dann ging es los.
Die Textauswahl selbst war dann gar nicht so einfach, wie alle dachten. Die Verantwortung vor den Schreibenden und der Respekt vor dem Geschriebenen war ganz schön groß. Immer wieder wurde darüber diskutiert, ob ein Beitrag zum Thema passt oder nicht. Sehr schnell kam man miteinander ins Gespräch. Kommt das aus der türkischen Kultur? Ist das in anderen Kulturen ähnlich? Was bedeutet es, wenn der Mond in der einen weiblich und in der anderen männlich ist?  Wie lässt sich das verstehen und vor allem übertragen, wenn man einen Text in eine andere Sprache übersetzen will Und dazwischen die türkische Kultur, die bekanntlich keinen Artikel kennt und bei der man anhand des Inhalts erkennen muss, ob ein Begriff männlich, weiblich oder sächlich ist? Und weiter: Auf der einen Seite fernöstlicher Schicksalsglaube, auf der anderen ein islamisches Bekenntnis. Dazwischen wir Menschen mit unserem individuellen Streben. Wie ordnen wir das ein? Gehört das dazu oder nicht? Oder muss manches auch einfach nur dokumentiert werden? Die Diskussion über die Texte führte die Jurymitglieder zu ihren persönlichen Anschauungen und dann wieder von da zu den Beiträgen zurück. Immer sehr einfühlsam, offen und ehrlich. Das war gut! In ganz wichtiger Workshoptag, der vieles, was bei den Essener Anthologien mitschwingt, vertieft und der vor allem auch die Textauswahl vorangebracht hat!
Ein großes Dankeschön an die vielen Jugendlichen, die ihre Texte für das neue Buchprojekt eingereicht haben! Schon jetzt ist klar: es wird wieder ein echt interessantes Buch werden. Bis Anfang Oktober wird die Textauswahl abgeschlossen sein. Dann kommt der nächste Schritt.
Ein großes Dankeschön aber auch an Ecrin Baran, Elanur Yilmaz, Sumeja Durak, Anna Theresa Herrmanns und Leni Lohkamp für ihre engagierte Mitarbeit! Das habt ihr toll gemacht! So kann es weitergehen!  

artur nickel